Wort zum Sonntag

Von der Auferstehung der Speisepläne

Man kann sich über alles streiten. Auch darüber, wann die richtige Zeit ist, um Haus und Garten in österliche Deko zu tauchen. Die einen haben schon längst ihre winterlichen Vorgärten mit Plastikeiern geschmückt, andere würden vor Karsamstag kein einziges Ei irgendwohin hängen. Und wieder andere finden das alles sinnlosen Kitsch. Die deutliche Mehrheit sind die Früh-Schmücker. Vielleicht ist die Sehnsucht groß nach Farbe und Leben, dass es oft so früh los geht mit dem Schmücken kurz nach der Weihnachtszeit (die im kirchlichen Brauch übrigens bis zum 2.Februar geht und nicht nur bis zu Silvester). Das Jahr hat seinen Rhythmus und wir brauchen Rituale, um durchs Jahr und Leben zu kommen. Die Fastenzeit ist so ein Ritual, aber es hat recht wenig mit dem Verzicht von Leckereien zu tun. Es geht nicht um die österliche Auferstehung der Speisepläne und nicht vordergründig um die Wiederbelebung der Genussfreude aus dem vorherigen Verzicht schöner Dinge, an deren Ende nur wieder die alte Völlerei steht.

Die christliche Fastenzeit vor Ostern soll uns Anteil und Andacht bringen für das, was Jesus in seinen letzten Lebenstagen erfahren hat. Ein dunkles Kapitel war das. Mit Enttäuschung, Todesangst, Urteil und Hinrichtung. Die karge Fastenzeit steht vor dem lebendigen Osterfest, das Leid Jesu steht vor seiner Auferstehung.

In diesen Tagen vor Ostern könnte man durch innere Einkehr und Besinnung versuchen im Umgang mit anderen Menschen und mit eigenen Lebenskrisen die biblischen Geschichten und das Leben und Auferstehen Jesu auf sich wirken zu lassen und darauf vertrauen, dass sich alles ändern kann.

Fastenzeit: Das ist Aushalten, Abwarten, Ausharren. Es ist ein innerer Vorgang, der aufgelöst wird durch das Osterfest. Jesus hat für das ganze Leid der Welt gelitten, dass er alles ausgehalten hat bis zum Tod. Um uns zu zeigen, dass er da ist in allem, was uns widerfährt. Auferstanden ist er, um uns zu zeigen, dass es auch uns gilt. Das feiern wir Ostern und reiben uns ungläubig die Augen, wie sowas wirklich funktionieren soll. Egal, sag ich mir. Gott wird’s schon wissen.

Und dann erzählen die bunten Eier zum Osterfrühstück vom Platzen der Schale und vom Leben, das sich immer wieder Bahn bricht. Spätestens wenn es Ende August aber wieder Schokoweihnachtsmänner in den Supermärkten gibt, sollten wir dann den Osterschmuck abnehmen. Es müssen ja die Lichterketten für Weihnachten bald aufgehangen werden. Damit es nicht so dunkel ist.

 

Pfrn. Jeannette Schurig